Aller Anfang ist… ja, wie ist der Anfang für mich gewesen? Möglicherweise kennst du mich schon etwas länger. Wenn du mir vor einem Jahr gesagt hättest, ich würde meinen Pöter freiwillig bei Minusgraden auf einen harten Sattel bewegen, mit 60 km/h auf dem Seitenstreifen einer italienischen Autostrada einen Hügel runter wetzen oder an einem Tag mal eben knapp 1300 Höhenmeter bezwingen, hätte ich höchstens Gelacht und einen Schluck von meinem Vodka Soda genommen. Für den ein oder anderen Drink war ich eigentlich immer zu haben und das Wochenende war für mich nur insofern toll, dass ich ausschlafen konnte. Da ich in einem Club gearbeitet habe, hieß das Wochenende natürlich auch oft Arbeit, aber das Vergnügen kam nie zu kurz: schließlich „musste“ ich ja am nächsten Tag nichts tun.


Gut – das Ausgehen bereitet mir noch immer viel Freude! Aber auch immer ein bisschen schlechtes Gewissen. Und das hätte ich ganz bestimmt nicht, wenn ich nicht etwas tue, was mir wahnsinnig viel Freude bereitet! Davor hätte man mich nicht als besonders sportliche Person bezeichnen können. Ich hatte zwar einen Lauf-Schnitt von 5:30 pro KM auf 5 Kilometer und habe auch gerne ein paar Stunden im Fitness-Center verbracht, allerdings kam nie dieser Moment, wo man sich sagt: „Ich könnte jetzt ewig weiter machen!“ Was also geschah, dass ich anstatt mit dem klassischen Stahlross die 3 km von der Wohnung ins Büro und zurück zu legen lieber ein paar Hundert Höhenmeter auf dem Vollcarbon-Rennrad zurück lege?

Zuerst mein Partner: natürlich hat er sich immer sehr viel zeit für uns genommen. Meine Neugierde ließ mir aber keine Ruhe und so wollte einfach Wissen, was er da auf seinen Touren macht. Von daher wollte ich einfach mal mitkommen: auf meinem City-Bike von Dusika. Kein schlechtes Fahrrad: mit 5 Gängen und gefüht 13 Kilogramm neben seinem schnittigen Canyon 6,8 KG UCI-Limit-Renner. Bei 35 Grad gurkten wir die Donauinsel auf und ab, bis er die erlösenden Worte sprach: „Komm, wir trinken da vorne einen Radler.“ Im Nachhinein kommt dieser Moment nah an das 1. „Ich liebe dich!“ heran – bei unserer Rast unterhielten wir uns dann darüber, dass ich womöglich nicht nur ein leichtes Handycap durch meine mangelnde Kondition habe, sondern auch das Material eine maßgebliche Rolle spielt. Deswegen beschloss ich, dass es noch nicht an der Zeit war, das Thema „sportlich Radfahren“ an den Nagel zu hängen! Glücklicherweise bekam ich durch einen Auslandsaufenthalt des besten Freundes meines Partners kurz darauf die Möglichkeit, meinen Popsch auf einen richtigen Rennrad-Sattel zu setzen: Ich durfte tatsächlich sein wahnsinnig tolles Ridley-Rennrad ausleihen. Praktischerweise waren wir beinahe gleich groß, sodass wir nur noch die Pedale wechseln mussten. An die SPD-SL Cleats, mit denen Rennrad-Fahrer quasi ihre „Füße mit dem Rad verbinden“, wagte ich mich nämlich noch lange nicht heran.

Das Ziel unserer ersten Tour durfte ich auswählen: größenwahnsinnig, wie ich bin, sollte es direkt mal an den Neusiedler See gehen. Knapp 100 KM bei traumhaften Wetter erwarteten uns und ich hielt auch laut Meinung meines Fachmanns sehr gut durch. Für das Leitha“Gebirge“ brauchte ich zwar die ein oder andere Pause und die letzten Meter nach Hause lernte ich auch, warum der Windschatten ein Paradies sein kann, aber das hielt mich nicht auf, danach noch zu einem riesigen Open-Air-Konzert zu gehen.

Das Rad sollte nicht so schnell zurück gegeben werden: in Ermangelung eines eigenen Rades nützte ich in den Wochen darauf jede freie Minute, um aus der stickigen August-Luft in der Wiener Innenstadt hinaus zu kommen. Eine meiner Touren durfte ich sogar auf dem Specialized Venge bestreiten: es war ein einmaliges Gefühl! Das Rennrad-Fieber hatte mich gepackt. Und mir stand nun der Kauf meines eigenen Rads und die Umgewöhnung auf die „richtigen“ Pedale bevor. Aber dazu ein andern Mal!

Soweit ich das beurteilen kann, fangen viele Frauen mit ihrem Partner an. Es ist toll, eine solche Menge an Ratschlägen (die ich gerne auch Mal trotzig missachte) zu Beginn zu haben. Es ist aber nicht zwingend notwendig: in Wien gibt es zum Beispiel tolle Gruppen wie Mitzi, den Radsporttreff oder den VICC, die geduldig allen Anfänger-Fragen zur Hilfe eilen.