So, es ist so weit. Ich sitze im Flugzeug. Zurück geht nicht mehr! Aber warum zurück?
Ach, ich fange ganz vorne an: Ich bin Nora, 23 Jahre alt und darf dieses Jahr für das Jedermann-Team von Alpecin fahren. Im Dezember habe ich mich beworben – und unglaublicher weise funktionierte es gleich beim ersten Mal! Erfahren habe ich vom Team Alpecin, als ich kurz nach meiner ersten Ausfahrt einen Artikel in der RoadBIKE gelesen habe: Die Mitglieder vom Team Alpecin 2017 berichteten über ihre Erfahrung beim Ötztaler Radmarathon. Für mich war das zu diesem Zeitpunkt noch undenkbar: ein Rennen? Mit so vielen Höhenmetern? An einem Tag?


Jedenfalls – tatsächlich kam Ende Januar der erlösende Anruf: Ich bin dabei! Knapp 7000 Bewerber – und ich wurde als eine von 12 ausgewählt! Ich konnte es kaum glauben: im Wahrsten Sinne des Wortes. Das habe ich nämlich erst verstanden, als ich in besagten Flieger saß! Und mein Bauch begann zu kribbeln: vor mir liegt ein Jahr voll professionellem Training nach Plan, dem Equipment der Profis und lauter Menschen, die sich für die gleiche Sache begeistern: das Rennrad-Fahren!

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Das Team

Als ich dann die anderen Team-Mitglieder beim Frühstück traf, fühlte ich mich sofort richtig wohl. Ein Glück! Denn sie sind diejenigen, mit denen ich in den nächsten Monaten am meisten zu tun haben werde. Ob in den zwei intensiven Tagen in Bielefeld, im Trainingslager in Kaltern diese Woche, bei einem Motivationstief in den Trainings-Phasen zuhause oder in Frankreich, wenn wir gemeinsam bei der L’Étape du Tour starten! Wir fuhren dann gleich los in Dr. Kurt Wolff Institut. Dort würden wir die nächsten 2 Tage verbringen, das Programm war nämlich dicht getaktet: Teampräsentation, Equipment-Ausgabe, Leistungsdiagnostik, Bike-Fitting, Fotos, Videos… Was ein richtiger Profi eben auch so alles machen “muss”!

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Das Rennrad

Nachdem sich das Team vor und hinter den Kulissen vorgestellt hat, durften wir einen ersten Blick auf unsere Rennmaschine werfen: Das Canyon Endurace CF SLX 9.0 mit der SRAM RED eTap und Zipp 303 Laufrädern! Mein „altes“ Rennrad, auf dem ich bislang 4000 km zurück gelegt habe, ist auch auf Endurance gebaut. So war es überhaupt kein Problem, auch im Winter oder Offroad sicher zu fahren! Bei der L’Étape steht dieses Jahr auch ein Stück Feldweg auf dem Programm – außerdem empfiehlt der Radhersteller selbst den Profis, bei diesen Distanzen auch etwas auf Komfort zu achten. Das Gewicht, welches ja auch nicht unwichtig ist, liegt bei 7,2 KG. Damit komme ich mit Sicherheit selbst den anspruchsvollsten Anstieg rauf! Und – Achtung Grundsatzdiskussion – Scheibenbremsen! Finde ich super, grade wenns mal länger steil bergab geht.
Im Anschluss wurde das Bike natürlich auch gefittet: ich bin nicht nur groß, sondern habe auch relativ lange Beine. Nachdem ich vermessen wurde (man kann sich das ein bisschen wie ein Foto vorstellen), meinte Teamcoach und Sportwissenschaftler Florian Geyer vom radlabor, dass ich einen Rahmen in der Größe M bekomme:

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Leistungsdiagnostik & Bikefitting

Weiter ging es bei der Leistungsdiagnostik. Ich muss zugeben, darunter konnte ich mir gar nichts vorstellen. Zum Glück war Marina noch vor mir dran, sodass ich mir halbwegs ein Bild machen konnte: Ziel ist es, herauszufinden, wie gut der Trainingszustand ist und wo genau das Trainingspotential zu finden ist. Man beginnt mit 80 Watt zu treten und alle 3 Minuten wird der Widerstand um 20 Watt höher. Sowohl Marina, als auch ich brachen bei 260 Watt ab. ABER: in den letzter 30 Sekunden jeden Widerstands bekommt man über eine kleine Kanüle am Ohr ein paar Tropfen Blut abgenommen. Die Laktat-Werte im Blut geben dann erst Aufschluss über die tatsächliche Leistung. Soweit ich das verstanden habe, ist es (auf gut wienerisch) relativ wurscht, bei wie viel Watt man dann abbricht, das Laktat in deinem Blut lügt nicht!

Long story short: ich muss meine anaerobe Schwelle ordentlich nach hinten verschieben, was durch viele GA1-Einheiten möglich wird. Das bedeutet: laaaang und laaaangsam fahren! Florian hat uns auch erklärt, dass sich viele Radsportler nicht genug pushen, wenn es sein muss und zu viel, wenn es nicht nötig ist. Den genauen Trainingsplan bekommen wir dann in Kaltern erklärt, ich halt euch natürlich auf dem Laufenden!

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Equipment

Viele wird es natürlich brennend interessieren, was wir für Equipment beim Team Alpecin bekommen haben! Neben unserem Rennrad, den Team-Klammotten von Katusha, Sportnahrung von Squeezy, Wahoo-Radcomputer,  Elektrostimulator von Compex und natürlich auch Alltags- und Funktionsbekleidung von SportScheck: diese wird z.B. für Trainingseinheiten abseits vom Rennrad benötigt. Denn die Profis müssen natürlich auch sonst top in Form sein und beispielsweise Rumpf-Training oder Stretching-Sessions machen. Außerdem ist es bei Rennen sehr wichtig, nach dem Aufwärmen bis zum Start gut eingepackt zu sein!

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Das Jahr

2018 wird meine erste komplette Sommersaison, die ich fahre. Mein Highlight wird definitiv die L’Étape du Tour sein, mein erstes Radrennen – aber ich möchte auch einige andere Dinge perfektionieren. Zum Beispiel das Kurvenfahren über den Scheitelpunkt: Wer es nicht kann, verliert bei den flotten Abfahrten wichtige Sekunden! Aber auch das bergauf Anfahren auf sehr steilen Straßenstücken fällt mir noch noch nicht sehr leicht.

Für beides ist das Trainingslager im bergigen Südtirol die optimale Möglichkeit – da ist morgen unsere erste Fahrt, folgt mir doch auf Strava und seht euch die Strecken an! 😉

Mein erster Zwift-Versuch!

FOTO COPYRIGHT: pixathlon sportfotografie // Henning Angerer